Roßbach baut auf


In der vorstehenden Geschichte des Ortes ist bereits zum Ausdruck gekommen, das Roßbach keinerlei Industrie aufweist, die ihm Steuereeinnahmen bringen könnte. Es besitzt auch keinen Gemeindewald, keinen Steinbruch, keine sonstigen mgemeindeeigenen Unternehmen oder Liefenschaften. Trotzdem hat die Gemeinde Roßbach nach dem Kriege Werte geschaffen, wie nur wenige Orte des Kreisgebietes. Dies dankt sie ihrer fleißigen, einsatzbereiten Bevölkerung und ihrem zielstrebigen langjährigen Bürgermeister August Dippel.

Als August Dippel nach dem Kriege die Verwaltung übernahm, war er kein Anfänger in der Kommunalpolitik. Bereits von 1920 bis 1933 hatte er das Amt des Bürgermeisters inne. Damals, vor seiner letzten Wahl, wurde er aufgefordert, freiwillig von der Kandidatur zurückzutreten. Er stelle sich trotzdem - und wurde gewählt.1933 enthob man ihn seines Postens. Wer wäre würdiger gewesen, mit dem verantwortungsvollen Amte in der schweren Nachkriegszeit wieder betraut zu werden, als er. Er gilt als Initiator des Aufbauwerkes. 1957 feierte er sein 25 jähriges Dienstjubiläum.

Den vielen Fremden, die seit Jahren hier ihren Urlaub verbringen, fallen drei Dinge in den Jahren besonders auf: die schmucken Häuser, die sauberen Straßen und die neue Schule. Wenn man ihnen erklärt, unter welchen Opfern der Bevölkerung Straßen und Schule entstanden sind, so gewinnt dieser erste Blick noch mehr in Bedeutung. In den langen Kriegsjahren mußten - wie so vieles - auch die schönsten Fachwerkhäuser vernachlässigt werden, da es an Rohstoffen wie auch an Arbeitskräften mangelte. Von der Grundmauer bis zum Dach tat eine Renovierung nötig. Jetzt finden wir kaum noch ein solches Haus, das nicht einen neuen Anstrich oder eine andere Verschönerung erhalten hätte. Im " Siester" entstanden seit 1959 außerdem neue Wohn häuser, die das Gesamtbild des Ortes angenehm beeinflussen.

Für die Gemeinde als solche stand nach dem Kriege als erstes die Frage der Wasserversorgung für die stark anwachsende Bevölkerung auf dem Plan. Beim Bau des neuen Pumpenhauses zeigte sich zum ersten Male die Solidarität der Einwohner, Einheimische wie Flüchtlinge. Im Hand- und Spanndienst wurde der Bau fertiggestellt, so das der Gemeinde nur die Materialkosten erwuchsen. Diese Einrichtung bewährte sich auch bei den folgenden größeren Projekten.

1947 wurde erstmalig ein Lienenbus eingesetzt, der die Einwohner in Ihre Betriebe nach Witzenhausen brachte. Die Dorf - und Landstraßen waren aber so schlecht, das diese bequeme Einrichtung bald vor der Auflösung stand. Roßbach ergriff die Initiative, kanalisierte und ließ 1955 im ANschluss an die Landstraße von Ellingerode unsere Hauptstraße ausbauen. In den folgenden Jahren wurde stets ein Stück Dorfweg geteert.

Die mutigste und zugleich schönste Tat geschah mit der Einrichtung der neuen Schule im Jahre 1950. Sie liegt nicht mehr in der Mitte des Ortes, sondern an der Peripherie, umgeben von waldreicher Landschaft. In den großen, hellen Schulsälen und Fluren, auf dem gefahrenfreien, sauberen Schulhof fühlten sich die Kinder wohl. Hier konnten sie sich mit Freude für das geistig und körperlich rüsten. Ein alter Spruch besagt schon:

" Das Geld in Schulen angelegt,
die allerhöchsten Zinsen trägt.
Der Groschen für die Schule Macht
wird auch als Taler heimgebracht."

Wie sahen vordem die Schulverhältnisse in Roßbach aus?
Der erste,bekannte Schulmeister von Roßbach war Claus Wodemann, der im Jahre 1642 die Schulstelle übernahm. Seitdem haben viele Schulmeister, Schullehrergehilfen, Schuldiener und Lehrer hier gewirkt, manche ein ganzens Leben lang.Die Beruffstruktur von 1850 weist erstmalig einen Schulmeister nach. Dieser war Organist und Kirchendiener und bezog sein Einkommen in Naturalien. Erst 1893 beschloss die Gemeinde, die Kosten für das Leuten auf die GHemeindekasse zu übernehmen. Der Lehrer, der damals um das Ansehen seines Standes kämpfte, zog sich oftmals das Missfallen seiner vorgesetzten Behörde zu, so das ihm der Ortschulinspektor nachdrücklich erklärte: " Unter dem Krummstab ist gut wohnen!"

Die räumlichen Gegebenheiten der ältesten Roßbacher Schule waren sehr dürftig. Das Gebäude, neben der Kirche stehend, erweckte nicht den Eindruck, das es vor seiner heutigen Benutzung als Wohnhaus einmal eine Schule war. Als 1899 wegen der angestiegenen Schülerzahl eine zweite Lehrstelle genehmigt werden musste, wurde gleichzeitig das Gebäude einer aufgelösten Zigarrenmacherfilliale als Schule eingerichtet. Auch sie entsprach lange nicht mehr den Erfordernissen der Zeit. Auch diese Lösung war nicht befriedigend und somit wurde 1902 eine kleine Schule gebaut. Ein besonderer Mangel bestand letztlich in ihrer Lage. Das Schultor öffnete sich auf die Hauptstraße zu, wodurch die Sicherheit der Kinder bei dem ständig zunehmenden Verkehr nicht mehr gewährleistet war. Ein Schulhof für den Pausenaufenthalt fehlte überhaupt. So waren die Kinder auf die Straße angewiesen.

Mit dem Bau der neuen Schule und den vollbrachten Leistungen konnte sich der Ort Roßbach sehen lassen. Sie wären nicht zustandegekommen ohne das gute Mitwirken zwischen Gemeindeverwaltung und Einwohnerschaft.